Was heißt Dada heute? Der Kunstförderer und Steuerberater Lothar Pues weiß es. “der Freitag” hat seine Rede im Rahmen der Beitratssitzung der Kemp-Stiftung in Düsseldorf dokumentiert.
“Längst findet Kunst nicht nur in den Ateliers der Künstler, an den Wänden der Sammler-Villen, den Kirchen, den Museen oder den Kunstvereinen, den Galerien oder im Kunstfreilager in der Schweiz statt, sondern auch in einer X-beliebigen mitteleuropäischen Gastro-Kette.
Der große Düsseldorfer Sammler Willi Kemp hat zur Beiratssitzung seiner Kemp-Stiftung eingeladen. Wir befinden uns nicht nur in der Kunststadt Düsseldorf, sondern auch in der Stadt eines Mannes wie Joseph Beuys. Wohin hat Willi Kemp also eingeladen? Nun, er hätte einladen können in die heiligen Hallen des Museums Kunstpalast, dort ist die Sammlung Kemp beheimatet. Aber der Kunstpalast war gestern. Oder er hätte wie der Kulturdezernent Hans Georg Lohe in die heiligen Hallen des Rathauses einladen können, aber auch das wäre von gestern. Und vielleicht hätte der EON-Konzern einmal mehr der Kunst gegenüber großzügig sein können, aber auch das ist nicht aktuell.
Nein, wir wurden ins Vapiano eingeladen, und das kann ja gar nicht anders sein, wenn man es recht bedenkt.
Lassen Sie mich das kurz ausführen:
Dem Museum Kunstpalast stehen Veränderungen vor. Ich möchte diese Veränderungen für einmal in den Begriffen von Navigation und Tributum beschreiben. Also Steuerfragen und Führungsfragen als das nehmen, was sie sind: Wahlverwandte.
Der Generaldirektor Beat Wismer gibt in Kürze das Steuer ab. Der große Sachverwalter der Kunst Herr Lohe bleibt dagegen als Steuermann erhalten. Der Steuerberater Willi Kemp führt bereits in seinen Namen das Steuer. Joseph Beuys, einer der kunsthistorisch gedanklichen Endpunkte der Sammlung Kemp, hat als verwegener Flieger noch am Steuer gesessen. Und ohne die Steuer in ihrem vulgärsten Sinn, als Abgabe also, hätte die weltweit Beachtung findende Sammlung des Steuerberaters Kemp niemals entstehen können.
Eine Emanation
Wenn man von diesen Prämissen aus Joseph Beuys weiter denken will, kommt man natürlich sofort zu einer vielleicht noch als Grille misszuverstehenden Forderung: Jeder Steuerberater ist ein Künstler! Aber spätestens seit Peter Sloterdijk die Frage nach der freiwilligen Gabe anstelle der zwangsweisen Abgabe gestellt hat , geht es um das grundsätzliche Verhältnis von Abtreten, Abtretungen, Ab-Gaben und der Kunst.
Ein Verhältnis, aus der die Figur des Steuerberaters, wie man in der Philosophie sagt, gleichsam nur emaniert.
Willi Kemp, der Bürger Düsseldorfs, geehrt durch den Jan Willem Ring, ist ein großer Mäzen in dieser Stadt. Er hat, was er als Steuerberater bekommen hat, durch ihn selbst gesteuert an die Gemeinschaft steuerbegünstigt zurückgegeben. Das nenne ich eine Kunst.
Aber muss man nicht noch weiter gehen? Den Antagonismus von Kunst und Geld in einem höheren Ganzen aufheben? Man muss sehr wohl.
Als der Steuerberater, der ich Lothar Pues bin, der ich noch bin, um genau zu sein, sage ich: die Steuern braucht es nicht mehr! Jetzt können sich die Steuerberater, aber auch die Finanzbeamten ganz der Kunst widmen, sie sind jetzt Künstler, nicht mehr Finanzbeamte oder Steuerberater.
Jetzt kommt alles zusammen, was zusammen gehört: Die Kunst und wir, ob klein oder groß, dick oder dünn, ob Frau oder Mann, ob Museumsdirektor oder Kulturdezernent. Wir sind eins. Ut unum sint!
Ich erhebe das Glas und trinke mit Ihnen auf die Kunst, verneige mich in Dankbarkeit vor Ihnen, und heute, an diesem Tag, ganz besonders vor meinem Freund Willi Kemp, dem vielleicht letzten großen Steuermann der Kunst. Lasst uns anstoßen auf uns und den Weg, den wir zu gehen haben, ein Weg, der notwendigerweise über das Vapiano führt.
Denn hier ist ein Ort, wo die Kunst nicht war, jetzt aber ist, sogar viel mehr ist als im Kunstpalast oder im Rathaus.
Dank Willi Kemp, dank uns. Bis zum nächsten Mal! Streng dialektisch dann im MacDonalds.
Manches im Leben ist DADA und manches GAGA.
Ihr Lothar Pues”
Info
Die Veranstaltung DADAGAGAPPP – Jeder Steuerberater ein Künstler – fand am 22. 4. 2016 in der Beiratssitzung der Kemp Stiftung im Vapiano statt. Die Kemp Stiftung ist durch den Düsseldorfer Steuerberater und Sammler Willi Kemp errichtet worden und wird vom Museumkunstpalast in Düsseldorf verwaltet. Der Steuerberater und Stiftungsfachmann und Freund der Kunst
Lothar Pues ist im Beirat der Kempstiftung.
Diesen Artikel vom 27.04.2016 finden Sie im Original unter folgendem Link:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/jeder-steuerberater-ein-kuenstler
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