“Siegerkunst vs. Gehaltsästhetik” – Wolfgang Ullrich & Harry Lehmann am 27. Mai 2016

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“Siegerkunst vs. Gehaltsästhetik” – Wolfgang Ullrich & Harry Lehmann am 27. Mai 2016

“Siegerkunst vs. Gehaltsästhetik” – zu diesem Thema diskutierten Wolfgang Ullrich und Harry Lehmann am 27. Mai im SALON KUFSTEINER STRASSE. Die beiden Autoren präsentierten ihre jeweiligen Werke und begannen anschließend eine angeregte Debatte über die Entwicklung der Rolle der Kunst in den letzten Jahren.

Wolfgang Ullrich, Harry Lehmann und Lothar Pues nach der Debatte zu "Siegerkunst vs. Gehaltsästhetik"

Wolfgang Ullrich, Harry Lehmann und Lothar Pues nach der Debatte zu “Siegerkunst vs. Gehaltsästhetik”

Anders als in den zwei Jahrhunderten der Moderne ist Kunst seit einigen Jahren wieder ganz unverhohlen eine Sache der Reichen, Erfolgreichen und Mächtigen geworden. Ihnen geht es darum, die Kunst zu besitzen und dies als Erlebnis zu inszenieren. Kunst dient der Repräsentation, profitiert dabei aber oft noch von den hehren Idealen der Moderne. Deren Formsprachen und Themen werden vielfältig zitiert und variiert. Doch hat das Selbstverständnis der Künstler, die diese Siegerkunst produzieren, folgt man der Analyse von Wolfgang Ullrich, nicht mehr viel mit dem zu tun, das in den Avantgarden herrschte. Dies bedeutet eine Befreiung von Ideologien, heißt aber auch, dass Kunst mit anderen Statussymbolen und Luxusartikeln verwechselt werden kann.

Einen anderen Blickwinkel als WOLFGANG ULLRICH in seiner soeben erschienen Monographie “Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust” eröffnet HARRY LEHMANN in seinem Buch “Gehaltsästhetik. Eine Kunstphilosophie”. Auch er geht davon aus, dass die Kunst heute nicht mehr in der gleichen Weise innovativ und modern sein kann wie im 20. Jahrhundert. Doch seine zentrale These lautet, dass dieser Neuheitsanspruch auch angesichts von Siegerkunst nicht etwa preisgegeben wurde, sondern anders als in der Moderne einlöst wird. Das Neue zeigt sich nicht länger in der Erfindung neuer Ismen oder an der Entgrenzung des Kunstbegriffs, sondern artikuliert sich in den ästhetischen Gehalten der Werke. In diesem Szenario würde nicht die moderne autonome Kunst, wie WOLFGANG ULLRICH vermutet, sondern die Siegerkunst sich als eine bloße Episode in der Kunstgeschichte erweisen. Der SALON KUFSTEINER STRASSE lud zur Kontroverse Siegerkunst versus Gehaltsästhetik zwischen Wolfgang Ullrich und Harry Lehmann ein.

WOLFGANG ULLRICH war von 2006 bis 2015 Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Er legte seine Professur nieder und arbeitet heute als freier Autor in Leipzig und München. Seine Publikationen sind der Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, zeitgenössischen Bildwelten, bildsoziologischen Fragen sowie der Konsumtheorie gewidmet. www.ideenfreiheit.de

HARRY LEHMANN studierte Physik und Philosophie, promovierte mit der Arbeit “Die flüchtige Wahrheit der Kunst. Ästhetik” nach Luhmann, W. Fink 2006, und lebt heute als freier Autor in Berlin. Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehört neben der “Gehaltsästhetik” das Buch “Die digitale Revolution der Musik. Eine Musikphilosophie”, Schott Music 2012.  www.harrylehmann.net

"Siegerkunst" von Wolfgang Ullrich

“Siegerkunst” von Wolfgang Ullrich

 

"Gehaltsästhetik" von Harry Lehmann

“Gehaltsästhetik” von Harry Lehmann

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